Yannis war erst zwei Tage alt, als es dem scheinbar kerngesunden Baby immer schlechter ging. Die Diagnose: Hirninfarkt. Für seine Eltern Tina und Sascha wurde das Ronald McDonald Haus Berlin-Buch in dieser Zeit zu einer Zufluchtsstätte. „Wir waren so dankbar, dass wir immer in Yannis’ Nähe sein konnten“, sagen heute beide.
Es ist der feine Duft nach Holz, der Tina und Sascha als Erstes in den Sinn kommt, wenn sie an das Ronald McDonald Haus in Berlin-Buch denken. Dieser warme, heimelige Geruch, der dafür sorgte, dass aus der Unterkunft für Eltern und Familien schwer kranker Kinder ein Zuhause auf Zeit für das Berliner Paar wurde. Und der einen guten Gegenpol zum Klinikumfeld darstellte.
Erst ein paar Tage alt war Yannis, als seine Eltern dort einzogen. Am Anfang war noch alles gut: Die Geburt verlief normal, der langersehnte Sohn schien gesund und munter. Doch das unbeschwerte Elternglück hielt nur 48 Stunden, bevor es in die größte Angst im Leben der beiden umschlug. Denn Yannis trank nicht, wurde immer schwächer und bekam nicht richtig Luft.
Gerade noch rechtzeitig griff eine Kinderärztin des HELIOS Klinikums Buch ein. „Als wir aus dem Zimmer geschickt wurden, wussten wir: Es ist ernst!“, erzählt der 33-jährige Sascha, und man merkt ihm heute noch an, wie schwer diese Situation für ihn war. Der Kleine musste reanimiert werden. Es folgten unzählige Untersuchungen und Tests, das Ergebnis: ein Hirninfarkt.
Kämpfer Yannis überlebte – aber es war nicht klar, welche Schäden sein kleiner Körper genommen hatte. Eine wochenlange Beobachtung war unumgänglich. Doch nicht beide Elternteile hätten bei ihm in der Klinik untergebracht werden können. Ein Gedanke, der für das Paar unerträglich war. „Wir brauchten uns gegenseitig, wollten uns stützen“, sagt Mama Tina. Dann erhielten sie die Möglichkeit, ins Elternhaus zu ziehen, nur wenige Schritte vom Klinikum entfernt. „Wir konnten so lange bleiben, wie Yannis in der Klinik behandelt wurde, und konnten uns so ganz auf ihn konzentrieren“, berichtet Vater Sascha. „Es tat uns gut, in dieser harten Zeit dort eine Art Normalität zu haben.“
Mehrmals am Tag besuchten die Eltern ihren Sohn, er brauchte Muttermilch. Doch ansonsten konnten sie nicht viel für ihn tun. „Wir wussten aber, dass er dort in besten Händen war“, erzählen sie, „er hat kaum geweint.“ So konnten sie sich zwischendurch guten Gewissens ins Elternhaus zurückziehen und neue Kraft sammeln. „Ich musste mich so kurz nach der Geburt viel ausruhen“, sagt die 32-jährige Mutter. Dabei habe ihr die entspannte Atmosphäre in dem lichtdurchfluteten Architektenhaus, umgeben von alten Eichenbäumen, gutgetan. „Am dankbarsten war ich dafür, dass man dort alles kann, aber nichts muss“, fasst Sascha zusammen. „Man kann ganz für sich sein, aber es ist auch immer jemand da, mit dem man reden kann und der einem weiterhilft.“
Als die Eltern nach drei Wochen mit Yannis endlich die Klinik verlassen durften, waren sie überglücklich und aufgeregt zugleich: „Schließlich hatten wir noch keinen Alltag mit Yannis erlebt.“ Auch auf die Atemüberprüfung zu verzichten, machte ihnen anfangs noch Sorgen. Ein Jahr später ist Yannis nicht mehr anzumerken, was für einen schweren Start ins Leben er gehabt hat. Selbst wenn es ihrem Sohn heute bestens geht, vergessen hat die Familie die Zeit im Ronald McDonald Haus nicht: „Deshalb wollten wir unbedingt etwas zurückgeben.“ So haben sie die Spendenaktion „Yannis sagt Danke!“ ins Leben gerufen. Unglaublich – nach ein paar Stunden haben sie über 5.000 Euro gesammelt. Und sind sich sicher: „Jeder Cent ist hier gut aufgehoben.“
29.03.2016