Es hätte eigentlich alles so schön sein können. Den Traum vom eigenen Haus haben sich die Beiden gerade erfüllt und auch die ersehnte Schwangerschaft ließ nicht lange auf sich warten. Besser hätte es für Sandra und Markus Struck eigentlich nicht laufen können. Was dann aber folgte war eine Achterbahn der Gefühle.
Schon in der 7. Schwangerschaftswoche gab es den ersten Schock. "Wir können den Herzschlag nicht hören!" lautete die Diagnose des behandelnden Arztes. Der unvermeidliche Abbruch sollte folgen. Aber nicht mit Lene, der Kleenen! Denn die Maus ist ein Stehaufmädel aus dem Brandenburger Land und lässt sich so leicht nicht unterkriegen. Am Tag des Abbruchs war nämlich der Herzschlag plötzlich wieder da und bis zur 24. Woche lief alles nach Plan. "Trotzdem konnte ich die Schwangerschaft irgendwie nicht mehr genießen. Es schwebte immer die Angst mit, dass irgendwelche Komplikationen auftreten könnten," erzählt Sandra Struck. Die Angst war leider nicht unbegründet.
Die Feindiagnostik sollte eigentlich ein Geburtstagsgeschenk für die werdende Mama werden, stattdessen wurde ein schwerer Herzfehler bei Lene festgestellt. „Damit hätten wir im Leben nicht gerechnet. Wir standen völlig unter Schock und wussten nicht, wie es weitergehen sollte.“
Aber damit nicht genug. In der 30. Woche, während ihres letzten Urlaubs zu zweit, kam dann auch noch eine Schwangerschaftsvergiftung hinzu. Sandra Struck wurde sofort in die Charité Campus Virchow-Klinikum eingeliefert und noch am selben Tag musste Lene geholt werden. Sie hatten Glück im Unglück, denn trotz ihres Fliegengewichts von 1.109 Gramm musste die kleine Maus nicht beatmet werden.
In den nächsten zwölf Wochen wurde Lene für die bevorstehende Herz-OP aufgepäppelt. Die jungen Eltern waren ununterbrochen bei ihr. „Eigentlich waren wir ganz optimistisch, denn Lene machte sich ganz gut“, so Markus Struck. „Am 8. August wurden wir dann aber ins Deutsche Herzzentrum verlegt und dort wurden uns die Augen geöffnet: der Herzfehler war weit größer als erwartet. Etliche OPs sollten folgen und die Überlebenschancen waren nur sehr gering. An diesem Tag sind wir auch ins Ronald McDonald Haus eingezogen. Wir wollten da eigentlich gar nicht hin, denn wir wussten nicht, was uns erwartet. Wir wollten lieber die ganze Zeit bei Lene im Krankenhaus sein. Im Nachhinein sind wir aber total froh darüber, denn wenn Ihr nicht gewesen wärt, hätten wir gar nicht gewusst, was wir machen sollen. Wir waren so traurig und unsere Nerven lagen völlig blank. Im Haus konnten wir uns ablenken und mit anderen Familien und Mitarbeitern offen reden. Auch unsere Eltern sind jedes Wochenende zu Besuch gekommen. Sie waren immer für uns da und haben uns in dieser schweren Zeit den Rücken gestärkt. Das ist keine Selbstverständlichkeit und wir sind dafür unglaublich dankbar.“
In drei großen OPs wurde Lenes kleines Herz zu einem Ein-Kammer-Herz umgebaut. Damit ist die Achterbahnfahrt nun endlich zu Ende.
02.05.2017