Familiengeschichte Ava – Ronald McDonald Haus Hamburg-Eppendorf
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Ein kleiner Moment, der alles änderte: Die Geschichte von Ava und ihrem Onkel Marc

Ein grauer Februartag in Schleswig-Holstein. Fröhliches Treiben bei Familie Hansen, Aufbruchstimmung. Heute wollen Mone und Kevin zusammen mit ihren beiden Mädchen nach Hamburg fahren. Erst ins Ronald McDonald Haus, dann weiter zur Nachuntersuchung in das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Es wird viel gelacht, doch auf einmal, kurz bevor es losgeht, läuft die kleine zweijährige Ava zu einem Bild, das einen lachenden, fröhlichen jungen Mann zeigt. >Kerze anzünden<, sagt sie. 

Wirbelwind Ava Pauline im Spielzimmer des Ronald McDonald Hauses
Die kleine Ava mit ihrem Patenonkel Marc: Eine Erinnerung für ein ganzes Leben
Auch Avas kleine Schwester Enie findet es im Ronald McDonald Haus ganz toll
In Gedanken ist Marc immer mit dabei - hintere Reihe v.l.: Mone, Isabeau, Marcs beste Freundin und Carolin, Leitung Ronald McDonald Haus.
Fröhliches Wiedersehen: Ava mit ihren ehemaligen Krankenschwestern Morlin und Marieke.
Kaum zu glauben, was aus diesem kleinen Mädchen geworden ist.

>Heute nicht<, sagt ihre Mutter. >Wir fahren doch gleich los. Das machen wir, wenn wir morgen Abend wieder zuhause sind. < Der Mann auf dem Foto ist ihr Bruder Marc, der auch Avas Patenonkel war. Marc wurde nur 27 Jahre alt und wurde - gut 1,5 Jahre nach Avas Geburt – durch einen Motorradunfall brutal aus dem Leben gerissen. Die polizeilichen Untersuchungen belegten, dass der auf der anderen Fahrbahn entgegenkommende Autofahrer Marc beim links abbiegen die Vorfahrt genommen hat. Ein Moment der Unaufmerksamkeit, der das Leben der Familie komplett verändert hat. Nur ein Jahr nach Avas Taufe, nachdem Marc zum stolzesten und fröhlichsten Patenonkel der Welt wurde, beendete ein kleiner Moment sein Leben.


Die kleine Ava kam im Dezember 2020 auf die Welt. 2.860 Gramm schwer, 44 cm groß. Doch das kleine Mädchen hatte eine angeborene Fehlbildung der Speiseröhre, die bei etwa einer von 4.000 Geburten vorkommt. Bei ihr ist die Verbindung zwischen Mund und Magen durchbrochen. Nicht schön, aber dank modernster Medizin und OP-Technik gut behandelbar. Nur, damit ein Neugeborenes den Eingriff gut übersteht, braucht es ein Mindestgewicht des Babys. Deshalb sind Avas Eltern zusammen mit ihrem großen Bruder Jonne für fast vier Monate in das Ronald McDonald McDonald Haus einzogen. Eine lange und intensive Zeit, die durch einen durchgehenden Corona bedingten Lockdown noch herausfordernder wurde. 


Wenn ein Kind erkrankt, dann ist immer auch eine ganze Familie betroffen. Und nicht nur Eltern, Geschwister, sondern auch Großeltern, Tanten und Onkel – wie die Geschichte von Ava und ihrem Onkel Marc zeigt. Der war ein lebenslustiger junger Mann, der mit seinen Freunden liebend gerne Festivals besuchte oder mit seinen Motorradfreunden vom Club >Die Knieschleifer< durch die Lande fuhr. Er war selbst noch weit davon entfernt eine eigene Familie zu gründen und daher war seine kleine Nichte und Patentochter sein Augenstern. Fünf Monate dauerte die Behandlung im UKE, von denen die junge Familie über vier Monate im Ronald McDonald Haus wohnte. An einem grauen Dezembertag zogen sie ein. Unendlich erleichtert, dass sie nahe der Klinik wohnen konnten, denn das eigentliche Zuhause lag knapp zwei Autostunden entfernt in Schleswig-Holstein. Viele Wochen des Bangens, des Hoffens und verschiedener OP’s folgten, bis Ava im Mai 2021 endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Marc nahm die ganze Zeit intensiv Anteil, wenn auch Besuche aufgrund der Pandemie weder im UKE noch im Ronald McDonald Haus möglich waren. Wie sehr der junge Mann an Ava hing, hat auch seine Schwester erst nach seinem Tod erfahren. Durch Gespräche mit seinen Freunden und Kollegen, allen voran mit seiner besten Freundin und Seelenverwandten Isabeau, die der staunenden Mone und deren Mann Kevin erzählte, dass Marc eigentlich unentwegt von Ava und ihren Fortschritten erzählte.  
Ava und Marc hatten viel zu wenig gemeinsame Zeit. Dennoch kam ihr Onkel, der immer auf dem Sprung war, weil er all seine Freunde und die Familie am Wochenende unter einen Hut bekommen wollte, häufig vorbei, spielte mit ihr oder las ihr etwas vor. Marc wohnte in derselben Straße wie die Familie und immer wenn Marc oder auch ein anderes lautes Motorrad bei uns entlang fuhr sagte Ava: „Marci!“ 

Ava ist heute gut zwei Jahre alt. Sie hat die OP längst gut überstanden, sie entwickelt sich prächtig. Sie ist zart, da es noch einige Anomalien im Magen- und Darmtrakt gibt, mit denen es sich aber gut leben lässt. Zur Kontrolluntersuchung im Februar 2023 brachte sie auch ihre kleine Schwester Enie mit, die mittlerweile neun Monate alt ist. Leben und Tod so nah beieinander. Und doch geht niemand, der geliebt wurde, so ganz. Marcs Freundeskreis hat nach seinem plötzlichen Tod Geld gesammelt. Seinen Freundinnen und Freunden war es wichtig, mit dem Geld etwas zu unterstützen, was in seinem Interesse gewesen wäre: Die eine Hälfte ging auf das Sparkonto von Ava, was Marc noch für sie angelegt hatte, die andere Hälfte ging an das Ronald McDonald Haus Hamburg-Eppendorf. Der Ort, an dem Marcs Schwester und ihr Mann die ersten Monate nach Avas Geburt wohnten, der für sie und ihrem älteren Sohn Jonne, in einer schweren Zeit ein >Zuhause auf Zeit < wurde. 

Und auch heute noch wird das Elternhaus so empfunden. Während des Aufenthalts rund um Avas Kontrolluntersuchung war die Robert-Koch-Straße sofort wieder ein vertrauter Ort für die Eltern. Auch Ava fühlte sich sofort zuhause und erkundete das Spielzimmer und Familie Hansen freute sich über den Besuch Avas ehemaliger Krankenschwestern Morlin und Marieke. 

Es war ein kurzer Moment, der das Leben so vieler Menschen veränderte. Und doch ist Marc in liebevoller Erinnerung für viele Menschen immer noch da. Auch für die kleine Ava, die immer wenn der Himmel in hübschen Farben erscheint, sagt: >Schau mal Mama, Marci hat den Himmel für uns bunt gemacht<. Liebe, die ein ganzes Leben halten wird. 

16.02.2023