Wenn man langsam ein Teenager wird, beginnt für die meisten eine Zeit der Geheimnisse. Man ist zusammen mit seinen besten Freunden, träumt, lacht und nabelt sich immer mehr von seinen Eltern ab. Doch für Airita war die Situation ganz anders: Ihren 13. Geburtstag musste sie auf der Kinderonkologie-Station des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf alleine zusammen mit ihrem Vater feiern. Ihre Mutter, ihre Familie und ihre Freunde konnten alle nicht bei ihr sein.
Im Mai 2018 konnte sie ihre stationäre Behandlung im UKE beenden und konnte zusammen mit ihrem Vater Girts in das Ronald McDonald Haus Hamburg-Eppendorf einziehen, um dort ein Zuhause auf zeit zu finden. Ihr eigentliches Zuhause liegt im Baltikum, genauer gesagt in Smiltenas, einer kleinen Stadt im Norden Lettlands. Bereits 2010 wurde Airita transplantiert, doch leider gab es schwere Komplikationen, so dass irgendwann feststand, dass nur eine Behandlung bei Spezialisten wie dem Team von Dr. Henning Lenhartz und seinen Kollegen von der Kinderonkologie ihr helfen würde.
Und klar war auch, dass nur ein Elternteil sie nach Deutschland begleiten konnte. So lebt die 13-Jähirge seit Dezember 2017 ganz eng mit ihrem Vater, der für sie alles ist: Bester Papa, aber auch Freund und Kumpel. Und doch wünscht sie sich nichts sehnlicher als Freundinnen. So leicht ist es allerdings nicht, solche zu finden. Airita erzählt, dass die Kinder in ihrer Schulklasse in Lettland sie hänselten als sie begann, sich durch ihre Krankheit und die Chemotherapie zu verändern. Keine Haare mehr auf dem Kopf – manche Kinder wollten ab dem Moment nichts mehr mit ihr zu tun haben. Da haben sie aber noch nicht die Bekanntschaft gemacht mit Airitas Papa , der geradewegs in die Schule ins Klassenzimmer marschierte, um den erstaunten Schülern und ihrem staunenden Lehrer einen Vortrag über wahre Freundschaft zu halten.
In ihrer Zeit im Ronald McDonald Haus hat Airita schon viele Freundschaften geschlossen. Aber als unlängst eine Weggefährtin , mit der sie sich so gemeinsam die Nägel lackierte, abreisen durfte, weinte sie bittere Tränen. Doch ihr Vater Grits wusste auch da Rat: Jetzt halb nur noch die Mama, auch wenn das Flugticket von Riga nach Hamburg eigentlich viel zu teuer war, 8 Monate hatten sie sich nicht gesehen, die kurze Wiedervereinigung dauerte fünf Tag, dann musste die geliebte Mama wieder nachhause. Doch zuvor gönnte sich die wiedervereinte Familie eine große Portion Räucherfisch, den vermissen Vater und Tochter in Hamburg am Meisten. Und auch essen bedeutet ein Stück Heimat und Zuhause.
Mittlerweile befindet sich die selbstbewusste Kämpferin in der absoluten Zielgeraden. Es kann nur noch ein paar Wochen dauern. Sie hat so viel schon geschafft und erkämpft, den letzten Rest fernab schafft Airita nun auch noch.
29.08.2018