Sechs Wochen zu früh kommen Leo und Elias auf die Welt und müssen die erste Zeit ihres Lebens im Krankenhaus verbringen. Damit ihre Eltern Katja und Gaetano Vella ganz nah bei ihnen sein können, quartieren sie sich ins Ronald McDonald Haus Homburg ein – und finden dort Warmherzigkeit und eine Heimat auf Zeit.
Katja Vella fühlt sich gut, bis zum errechneten Geburtstermin ihrer Zwillinge sind es noch sechs Wochen. Dann verliert sie plötzlich Flüssigkeit – etwa Fruchtwasser? Um sicherzugehen, fährt sie mit ihrem Mann Gaetano ins Universitätsklinikum des Saarlandes. Dann geht alles ganz schnell: „Bis heute Abend sind Ihre Kinder draußen“, sagt man dem besorgten Paar. Ein Schock!
Um 19.56 und 19.57 Uhr werden Leo und Elias per Kaiserschnitt geholt. Nur ein paar, viel zu kurze Sekunden dürfen die Eltern ihre Babys sehen, dann kommen sie sofort in die Kinderklinik. Während Gaetano hinterhereilt, darf Katja ihre Jungs erst am nächsten Morgen ausgiebig betrachten – eine quälend lange Zeit für die frischgebackene Mutter. Den Kindern geht es gut, Gewicht und Größe sind in Ordnung. Trotzdem müssen sie noch etwa drei Wochen in der Klinik bleiben. „Eine Krankenschwester erzählte uns vom Ronald McDonald Haus Homburg“, sagt Gaetano. „Wir haben uns sofort angemeldet, zum Glück war ein Zimmer frei.“ Denn 25 Minuten einfache Fahrt von Zuhause zum Krankenhaus: für die Eltern keine Option. Nicht jederzeit bei Ihren Babys sein zu können – unvorstellbar. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als wir das Haus betraten. Wir fühlten uns sofort heimisch und wurden warmherzig aufgenommen“, erzählt Katja.
Ein offener Eingangsbereich mit viel Glas, eine weitläufige Küche, ein gemütlicher Ofen und eine riesige Sitzecke – das Haus, das direkt neben der Klinik liegt, macht es einem leicht, sich wohlzufühlen. „Auch die Apartments sind lichtdurchflutet und bieten viel Platz für Privatsphäre. Das half uns, vom Stress abzuschalten“, sagt Gaetano. Auch die Möglichkeit, sich mit anderen Eltern auszutauschen, die alle die Hoffnung verbindet, bald mit ihren gesunden Kindern das Krankenhaus verlassen zu dürfen, haben die beiden genutzt: „Jeder, auch die Ehrenamtlichen, hatte Zeit, um mit uns zu reden.“
Zunächst wird Weihnachten als Entlassungstermin angepeilt. Doch das erste Fest daheim als Familie müssen sich die Vellas aus dem Kopf schlagen: Die Zwillinge brauchen lange, bis sie lernen, selbstständig zu trinken. Den Heiligabend verbringen sie mit Tiefkühl-Nasi Goreng, je einem Baby auf dem Bauch und Märchen-Schauen auf dem Tablet im Krankenhaus – „ein unvergessliches Weihnachten!“
Dann soll es am 28. Dezember heim nach Güdingen gehen. Doch am Abend zuvor schreit Elias nur noch. Die Diagnose: Leistenbruch – nicht selten bei Frühchen. Hilflos müssen die Eltern mit ansehen, wie drei Ärzte versuchen den Darm ihres Babys manuell in die richtige Position zurückzuschieben. Am nächsten Morgen hat auch Leo einen Leistenbruch, beide werden direkt nacheinander operiert. „Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, dass ich jemals so großes Mitleid mit jemandem haben könnte“, erinnert sich Katja Vella an die schlimme Wartezeit. Doch die Jungs sind hart im Nehmen, drei Tage später ist der ersehnte Moment endlich da: Es geht nach Hause!
Das anfängliche Chaos hat sich längst gelegt, Elias und Leo geht es heute prächtig: „Der Kinderarzt hatte noch nie was zu beanstanden!“ Was bleibt, wenn sie auf die Zeit im Ronald McDonald Haus zurückblicken? „Eine ganz große Dankbarkeit.“
30.08.2017