Mathilda und Charlotte hatten einen schweren Start ins Leben, als sie viel zu früh und mit nur 740 und 730 Gramm zur Welt kamen. Hier berichtet ihre Mutter Bettina von den ersten Wochen und Monaten, von Sorgen und Lichtblicken und der Zeit im Ronald McDonald Haus.
Es war der 14. November 2016, an dem sich unser Leben plötzlich veränderte. Blasensprung in der 18. Woche! Ich dachte, jetzt ist es vorbei, mit dem Rettungswagen und Notarzt ging es direkt in die Uniklinik nach Homburg. Dort bekam ich strenge Bettruhe und ein Antibiotikum, die Ärzte konnten nichts mehr tun als die Daumen zu drücken. Schon schlimm genug, aber ich wusste ja, wenn ich das eine Baby verliere, stirbt auch das zweite Baby in meinem Bauch.
Es folgten 8 lange Wochen der Ungewissheit und Angst. Zuhause versuchte mein Mann, das Leben mit den 2 Großen so normal wie möglich verlaufen zu lassen. Ich bekam dann die Lungenreife und direkt am Tag darauf, am 06.01.2017, setzten die Wehen ein. Ich kam in den Kreißsaal und bekam dort eine Tokolyse, die leider nicht half. Charlotte, 740 Gramm und 33 cm, sowie Mathilda, 730 Gramm und 33 cm, kamen kurz nach 23 Uhr zur Welt. Ich hörte sie tatsächlich beide schreien, das war erstmal ein großes Glück für mich. Leider mussten sie direkt intubiert und beatmet werden.
Ich musste noch eine Woche stationär bleiben wegen des Kaiserschnitts und dann zogen wir ins Ronald McDonald Haus. Es war anfangs komisch unter so vielen Fremden zu leben, aber wir konnten an den Wochenenden zumindest als Familie zusammen sein. Das Verwöhn-Frühstück am Dienstag und das Verwöhn-Abendessen am Donnerstag, welche durch viele ehrenamtliche Helfer ausgerichtet wurden, lenkten immer mal wieder von der schlimmen Situation ab und man konnte zumindest kurz durchatmen.
Die Babys taten sich beide sehr schwer, sodass wir sie am 20.01.2017 nottaufen ließen. Der Klinikpfarrer kam zum Vorgespräch und es tat sehr gut, mit ihm zu reden. Die Paten durften mit zur Taufe. Es war sehr ergreifend und wir hatten solche Angst, dass unsere Babys sterben könnten. Diese schwere Zeit war kaum zu ertragen, aber im Ronald McDonald Haus fand man immer wieder Gleichgesinnte, und das machte es leichter. Auch die Mitarbeiter vom Ronald McDonald Haus waren immer wieder für einen da, ob kleine oder große Probleme oder einfach zum Zuhören.
Die Kleinen hatten überall Schläuche und Kabel. Doch ab der Taufe ging es aufwärts, die meisten Tage ein klitzekleines Stück vorwärts, aber manchmal eben auch wieder einen Schritt zurück. Charlotte machte ihre Sache irgendwann super, wurde sämtliche Schläuche und Sonden los, ich konnte sogar auf der Intensivstation anfangen zu stillen und es klappte tatsächlich. Mathilda tat sich da schwerer, sie kam einfach nicht von der Beatmung los. Irgendwann kam dann die Oberärztin und meinte: „Wir müssen den Tubus wechseln, bitte warten Sie im Elternzimmer“. So, da saß ich mal wieder und wartete, bis sie dann kam und zu mir sagte: „Mathilda atmet alleine“. Ich war unglaublich erleichtert, endlich, nach endlosen Wochen, atmete sie selbst! Sie hatte noch ein CPAP zur Unterstützung, welches sie wieder wochenlang benötigte, aber es war ein riesen Fortschritt.
Nachdem wir 3 Monate auf der weltbesten Intensivstation verbracht hatten, zogen die Mädels auf die Frühgeborenen-Station um. Charlotte ohne alles und Mathilda mit Sauerstoff über eine Nasensonde. Mathilda hatte immer wieder schwere Herzfrequenzabfälle und hielt oft die Luft an. Es war jedes Mal furchtbar. Zu Ostern bekamen wir ein großartiges Geschenk, wir durften mit Charlotte spazieren gehen. Wir waren alle sehr aufgeregt. Die zwei großen Schwestern freuten sich riesig, Charlotte endlich nah sein zu dürfen. Bald folgte dann der erste Spaziergang mit beiden Babys, wir sollten uns an sie gewöhnen und lernen, mit Monitor und Sauerstoff umzugehen, denn es stand nun fest, dass Mathilda damit nach Hause kommen wird. Am 06.05.2017 war es soweit: Charlotte durfte endlich nach Hause, und Mathilda folgte dann aus organisatorischen Gründen (Heimsauerstoff, Monitor und ein unterstützender Pflegedienst mussten erst noch organisiert werden) am 16.05.2017.
Endlich zu Hause! Aber leider war Mathilda nun jeden Monat wegen eines Infektes stationär, sie hat es auch immer wieder bis zur Intensivstation geschafft. So zogen wir auch immer mal wieder ins Ronald McDonald Haus und fanden wieder großartige Unterstützung durch das Team dort. Im September 2017 waren wir dann das bislang letzte Mal im Krankenhaus auf der Intensivstation. Wir hoffen, das bleibt so. Und bis heute verbindet uns mit anderen Familien aus dem Ronald McDonald Haus eine so enge Freundschaft, dass wir uns dafür entschieden haben, unseren Sommerurlaub zusammen zu verbringen. Nichts ist wichtiger als Freunde zu haben, die in derselben Situation sind, wir beraten und unterstützen uns hoffentlich noch sehr lange.