Eine Schwangerschaft voller Freude – und plötzlich der Schock: Frühgeburtsrisiko und Wochen voller Sorge um die kleine Pauline. Vom dramatischen Transport ins Krankenhaus bis zu den ersten, zaghaften Fortschritten erzählt diese Geschichte vom Kampfgeist einer winzigen Kämpferin und der Kraft der Elternliebe. Ein Weg durch Höhen und Tiefen, geprägt von berührenden Momenten wie dem ersten >Känguruhen< – und der unermesslichen Dankbarkeit am Tag der Heimkehr.
>Am 8. Januar begann für uns ein Tag, der unser Leben für immer verändern sollte.
Es war ein normaler Arzttermin mit einem Zuckertest. Doch beim Ultraschall stellte meine Frauenärztin fest, dass mein Gebärmutterhals sehr kurz war und ich sofort ins Krankenhaus musste. Nach einem Transport im Krankenwagen kam ich mit Blaulicht an. Dort bestätigten die Ärzte den Befund, und ich wurde zur Beobachtung aufgenommen. Ein stabilisierender Eingriff half zunächst, doch Bettruhe war dringend nötig, um eine Frühgeburt in der 25. Woche zu vermeiden.
Ein paar Tage später musste ich erneut zur Kontrolle. Obwohl alles stabil war, empfand meine Ärztin ein ungutes Gefühl und wies mich vorsorglich wieder ein. Die Tests deuteten auf ein Risiko für eine Frühgeburt hin, und ich musste stationär bleiben. Am darauffolgenden Freitagabend platzte meine Fruchtblase. Obwohl ich fest mit einer Geburt rechnete, erklärte mir die Ärztin, dass der Riss klein sei und ich unter ständiger Beobachtung bleiben sollte. Diese Zeit war psychisch sehr belastend, da ich nicht wusste, wie es weitergehen würde.
Leider verschlimmerten sich die Schmerzen, und schließlich wurde festgestellt, dass mein Muttermund bereits stark geöffnet war. Eine Not-Kaiserschnitt-Operation war unvermeidlich, und unsere Tochter Pauline kam am 23. Januar, in der 27. Schwangerschaftswoche, mit nur 980 Gramm zur Welt. Nach der Operation sahen wir Pauline auf der Intensivstation: winzig, blau und an viele Schläuche angeschlossen. Die Ärzte erklärten uns, dass die ersten 72 Stunden entscheidend wären, um ihr Überleben zu sichern.
Pauline zeigte von Anfang an einen erstaunlichen Lebenswillen. Trotzdem, die ersten Wochen waren von Herausforderungen geprägt: Nach sieben Tagen konnte sie von der intensiven Beatmungsmaschine auf eine Atemmaske umgestellt werden, was für uns ein erstes großes Zeichen der Stabilisierung war. Doch dann erlitten wir einen Rückschlag, als sie erneut intubiert werden musste – ein Lungenflügel war kollabiert und konnte keine Luft mehr aufnehmen. Die Ärzte legten eine Drainage, um die überschüssige Luft aus dem Brustkorb zu leiten. Es war ein auf und ab, doch Pauline kämpfte sich erneut durch, sodass sie nach wenigen Tagen wieder auf die Maske umgestellt werden konnte.
Ein besonders berührender Moment war das erste >Känguruhen< mit Pauline am 28. Januar. Sie das erste Mal auf meiner Haut zu spüren, war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Dieser enge Körperkontakt half uns beiden, und für kurze Zeit konnte ich die Sorgen vergessen und die Nähe genießen. Auch mein Partner konnte einige Tage später das erste Mal >Känguruhen< und so eine wichtige Bindung zu unserer Tochter aufbauen. Wir haben diese Zeiten mit Pauline sehr genossen.
Langsam durfte ich immer mehr Aufgaben übernehmen. Anfangs waren es nur kleine Handgriffe, aber später konnten wir Pauline auch im Inkubator wickeln und pflegen. Pauline kämpfte sich langsam voran und erreichte nach vielen Tagen den Punkt, an dem die Ärzte die Beatmung Stück für Stück reduzieren konnten. Ihre Sauerstoffwerte wurden stabiler, und sie nahm Gewicht zu, was ein gutes Zeichen für ihre Entwicklung war, auch wenn diese Zunahme manchmal ihre Atmung wieder belastete. Ein weiterer Meilenstein folgte, als Pauline stundenweise auf die Optiflow-Beatmung umgestellt wurde. Auch wenn sie schließlich wieder auf die Maske zurück musste, gab uns jeder kleine Fortschritt Hoffnung.
Durch die intensive Betreuung, tägliche Besuche und das viele Vorlesen konnte sich unsere Bindung zu Pauline vertiefen. Als sie schließlich ins Wärmebett verlegt wurde, war das ein weiterer großer Fortschritt, und Pauline durfte erstmals Kleidung tragen. Die Ärzte bestätigten, dass sie allmählich stabiler wurde, und so konnten wir uns mit jedem kleinen Schritt über ihre Entwicklung freuen und auf ein gemeinsames Leben zu Hause hoffen.
Nach 103 Tagen war es soweit: Pauline durfte endlich nach Hause – zwar noch mit einem Überwachungsmonitor, aber das gab uns Sicherheit. Der Weg dorthin war herausfordernd, und wir sind unglaublich dankbar für alle, die uns unterstützt haben, insbesondere das Krankenhauspersonal und das Ronald McDonald Haus, das uns Unterkunft und Nähe zu Pauline ermöglichte. Heute sind wir voller Freude und Dankbarkeit für diese Hilfe und für unsere kleine, tapfere Kämpferin Pauline.<
Aileen, Lukas und Pauline
11.11.24