Vor drei Jahren kamen die Zwillinge Emilia und Theresa per Notkaiserschnitt zur Welt. Nach einer schwierigen Zeit kann die Familie heute glücklich Kindergeburtstag feiern.
Emilia und Theresa feiern ihren dritten Geburtstag – mit Regenbogen-Muffins, Geschenken und ihren besten Freunden. Das klingt nach einem ganz normalen Kindergeburtstag und das ist es auch. Bis hierhin hatten die zwei quirligen Mädchen aus Lübeck allerdings einen anstrengenden Weg. Die Zwillingsmädchen kamen mit nur 27 Wochen und vier Tagen drei Monate zu früh zur Welt. Ein Alter in dem Frühchen theoretisch zwar überlebensfähig sind, aber noch nicht klar ist, ob sie es tatsächlich schaffen werden. ›Als ich nach dem Notkaiserschnitt aufwachte, brach die Welt in mir zusammen. Der Bauch war leer‹, sagt Angelika, die Mutter der Mädchen. Die Säuglinge liegen auf der Intensivstation, jede in einem Brutkasten, umgeben von zahllosen Schläuchen und einem beständigen Piepsen. ›Ich war den ganzen Tag bei den Beiden, habe ihnen sogar die Tageszeitung vorgelesen, vorgesungen und sie mir auf den Bauch gelegt. Diese Nähe haben sie gespürt‹, sagt Angelika.
Ihr Mann Andrej pendelte während der dreimonatigen Behandlung zwischen Arbeitsstelle, Krankenhaus, Wohnung und dem Ronald McDonald Haus Lübeck. Hier hatte die Familie während der langwierigen Behandlung ein Zuhause auf Zeit gefunden, direkt auf dem Gelände der Universitäts-Kinderklinik Lübeck. ›Die Unterkunft in unmittelbarer Nähe der Kinder, die Gemeinschaft mit dem anderen Bewohnern im Haus, der Kontakt mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: All dies gibt den Eltern Halt, der dringend erforderlich ist um den Belastungen Stand zu halten, die mit einer schweren Erkrankung eines Kindes und dem Klinikaufenthalt verbunden sind‹, sagt Prof. Dr. Egbert Herting, Direktor der Lübecker Uni-Kinderklinik.
Nähe ist das Wichtigste, das man einem Kind geben kann
Nach der Geburt war zunächst nicht klar, ob und welche Schäden Theresa und Emilia durch die frühe Geburt davontragen würden. Bei Emilia wurde eine Hirnblutung diagnostiziert, die glücklicherweise nach einer Woche stoppte. Theresa hatte ein Loch im Herzen, das ohne Operation, sondern allein mit Medikamenten therapiert werden konnte. Hinzu kamen bei beiden Säuglingen Bluttransfusionen, Infekte, Antibiotika-Behandlungen. Die Mutter war jeden Tag von früh morgens bis spät abends auf der Intensivstation, am Wochenende und an den Abenden konnte auch Andrej mit im Krankenhaus bei seiner Familie sein. ›Eltern und Kinder dürfen nicht getrennt sein. Denn Nähe ist das Wichtigste, das man einem Kind geben kann. Und sie ist auch für die Eltern wichtig‹, sagt Angelika.
Drei Monate später, am 8. Oktober, wurden die Zwillinge entlassen – an dem Tag, der auch der errechnete Geburtstermin war. ›Diesen Tag feiern wir immer noch jedes Jahr – als zweiten Geburtstag‹, sagt Angelika. Heute sind Emilia und Theresa in der Entwicklung gleichauf mit ihren Altersgenossen und fiebern aufgeregt ihrem Geburtstag entgegen. Ihr größter Wunsch: ein Fahrrad.
22.07.2013