Wenn das Leben plötzlich Kopf steht...
Nach der Geburt unserer Tochter Carlotta im Sommer 2023 hätten wir glücklicher nicht sein können. Mit dem Einzug eines neuen Lebens im Zuhause, wartet jedoch auch die ein oder andere Herausforderung. Eine dieser Herausforderungen ist, schon kurz nach der Geburt einen Kinderarzt zu finden, der die medizinische Betreuung und U-Untersuchungen durchführt. Dem zeitlichen Zufall war es geschuldet, dass Dr. Christian Kasper als Kinderarzt und Kardiologe, nach mehreren Jahren an der Universitätsmedizin Mainz, in Carlottas Geburtsmonat in Offenbach seine eigene Praxis eröffnete.
Nur wenige Wochen nach der Geburt diagnostizierte Herr Dr. Kasper im Rahmen der U3-Untersuchung einen Ventrikelseptumdefekt (VSD). Ein Loch zwischen den beiden Herzkammern. Solche Löcher bilden sich im Laufe der ersten Monate oft zurück. Bei Carlotta war jedoch von Anfang an klar, dass der Defekt auf Grund seiner Größe nur durch eine Operation am offenen Herzen behoben werden kann.
Nach der direkten stationären Aufnahme am gleichen Tag zur medikamentösen Einstellung folgte eine mehrmonatige Phase des Wartens zu Hause, denn solche Operationen werden im besten Fall erst ab einem bestimmten Körpergewicht durchgeführt. Nach der Entlassung folgten engmaschige Kontrollen bei Herrn Dr. Kasper, welcher uns im Herbst das Signal gab, uns auf eine Operation zum Jahresende einzustellen.
Bei der Planung der OP wurde uns dann bewusst, dass es für Eltern keine Möglichkeit gibt während des Aufenthalts auf der Intensivstation durchgehend bei seinem Kind zu bleiben. Klar, auf der Station werden jeden Tag medizinische Notfälle betreut, so dass anwesende Angehörige in diesem hektischen Alltag nicht unbedingt zu einem weniger stressbehafteten Ablauf beitragen.
Erschwerend hinzu kam, dass jegliche Infektion für Carlotta ein zusätzliches Risiko darstellte. Eine Übernachtung im Hotel mit mehreren 100 Gästen kam deshalb ebenfalls nicht in Frage. Herr Dr. Kasper empfahl deshalb die Kontaktaufnahme mit dem Ronald McDonald Haus. Direkt gegenüber der Klinik gelegen, bot man unkompliziert eine Unterkunft, in der wir zur Ruhe kommen und gleichzeitig ganz nah bei Carlotta sein konnten.
In dieser Situation herauszufinden, wozu in McDonald’s Restaurants die kleinen Spendenhäuser sind, die man schon seit seinen eigenen Kindertagen in Erinnerung hat, war rückblickend ein Aha-Erlebnis. Es war ein Ort, der uns ermöglichte, nah bei unserer Tochter zu sein ohne zusätzliche Sorgen um Infektionsrisiken. Und das alles kostenlos.
Nach der Operation erholte sich Carlotta zügig, so dass der Aufenthalt im Ronald McDonald Haus mit der Entlassung bereits nach wenigen Tagen endete. Auf Grund der herausragenden Leistung aller Ärzte ist mit keinen weiteren Auswirkungen für Carlottas zukünftiges Leben zu rechnen. Was bleibt, ist eine kleine Narbe und die ewige Dankbarkeit an alle Beteiligten, die uns in dieser schweren Zeit unterstützt haben.
Aus diesem Grund war es für mich selbstverständlich etwas zurückzugeben. Wir wissen, wie sich Eltern fühlen, die in eine solche Situation geraten. Ein kurzer Anruf bei Frau Hauck an Weihnachten 2023 mit der Frage nach Spendenmöglichkeiten führte somit zur unmittelbaren Übernahme der Patenschaft für Apartment 3, die wir auch für das Jahr 2025 verlängern – in der Hoffnung, anderen Familien in Not die gleiche Unterstützung und Geborgenheit zu ermöglichen, die wir selbst erfahren durften.
Vielen Dank an Frau Hauck & Team Ronald McDonald Haus Mainz sowie an die beteiligten Ärztinnen und Ärzte, im speziellen Herrn Dr. Christian Kasper und das Team der Praxis Herzkinder Offenbach am Main, Prof. Christoph Kampmann, Dr. Claudia Martin, Prof. Georg Daniel Dürr & Team sowie der Kinderanästhesie als auch das gesamte einfühlsame Team der Intensivpflege der Universitätsmedizin Mainz.
- Marius Borger
05.03.25