Interviews Klinik – Ronald McDonald Haus München am Deutschen Herzzentrum
MDK mdk-logo
Haus München-Herzzentrum
Unser
Ronald McDonald Haus
München-Herzzentrum

Interview mit Barbara Groth aus dem Deutschen Herzzentrum München

Als sie fünf Jahre alt war, erkrankte Barbara Groth schwer und musste ins Krankenhaus. Ihre Eltern durften in dieser Zeit nicht zu ihr. Das war früher einfach so. Jahre später absolvierte sie die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester – eine Herzensangelegenheit, kranken Kindern und Jugendlichen nicht nur fachlich-medizinisch zu helfen, sondern ihnen auch eine emotionale Stütze zu sein. Heute arbeitet Barbara Groth seit über 45 Jahren in der Pflege, 30 davon im Deutschen Herzzentrum München. Seit Jahren erlebt sie täglich, wie wichtig es ist, die ganze Familie in den Behandlungs- und Genesungsprozess des kranken Kindes einzubinden.

Früher war es normal, dass kranke Kinder zu >Waisen auf Zeit< wurden, weil ihre Eltern und der Rest der Familie bewusst ferngehalten wurden. Ich bin froh, dass sich mittlerweile in der Art und Weise, wie wir Patientinnen und Patienten behandeln, einiges getan hat und wir den Sprung von >Waisen auf Zeit< zum >Zuhause auf Zeit< geschafft haben. Es ist für uns essenziell, dass Familien in den Ronald McDonald Häusern zusammenbleiben können, während das kranke Kind im Krankenhaus behandelt wird.

Ich habe sieben Geschwister und oft genug miterlebt, dass sich jede Krankheit innerhalb der Familie nicht nur auf die kranke Person, sondern auf die gesamte Familie auswirkt. Dass kranke Kinder und ihre Angehörigen gleichermaßen gestresst sind, wenn sie einander in einer sorgenvollen Zeit nicht sehen können.

Die Nähe der Familie ist unabdingbar und mit Vertrauen und Fürsorge das Heilsamste, was man sich vorstellen kann. Gleichzeitig ist Nähe ein Prozess, und jede Sorge oder jede unausgedrückte Emotion stellt sich zwischen dich und die anderen. Deshalb ist es gerade in der Krankenhausumgebung, in der wir uns tagtäglich befinden, wo bei den Familien ein ganzes Meer an Sorgen und Überforderung herrscht, so wichtig für uns, sich jede Sorge anzuhören, mag sie noch so klein sein. Dadurch schaffen wir Vertrauen.

Und durch die Ronald McDonald Häuser erleben die Familien Geborgenheit. Eine Entlastung in einer stressigen Zeit. Es macht einen Unterschied, wenn die Familie zusammen ist und sich alle gegenseitig aufbauen können. Was außerdem hilft, ist die Nähe zu anderen Familien, die in einer ähnlichen Situation sind.Außerhalb der Klinik in den Elternhäusern zu sehen und zu begreifen, dass man mit dem Leid rund um die Krankheit seines Kindes nicht allein ist, sich gegenseitig Hoffnung zu schenken und voneinander zu lernen, ist wie Therapie. Sowohl die Genesung als auch die Verarbeitung der schweren Zeit gehen nur Schritt für Schritt.

Ich rate immer: >Lasst Eure Gefühle zu und sprecht über Sorgen, behandelt. Euer Gegenüber ehrlich und respektvoll, und wenn mal ein Kurzschluss naht: Schließt Euch im Bad ein, flucht, als gäbe es kein Morgen, wascht Euch die Hände und weiter geht es.< Das ist übrigens auf viele Lebensbereiche anwendbar. 

03.03.25