Die Wärme der Familie sorgt für Nähe! Oder auf türkisch: Aile sıcaklığı yakınlaştırıyor – Ronald McDonald Haus Sankt Augustin
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Die Wärme der Familie sorgt für Nähe! Oder auf türkisch: Aile sıcaklığı yakınlaştırıyor

An der langen Tafel im Foyer des Ronald McDonald Hauses sitzt die 27-jährige Melike zusammen mit ihrer Mama Feride und trinkt Tee. Die Hände um die Tasse gelegt, erzählt Melike ihre Geschichte:

Melike mit ihrer Mama
Schwester Zelal, Oma Feride, Mama Melike und Papa Enver im Ronald McDonald Haus Sankt Augustin

“Mein Mann Enver und ich sind jetzt seit 5 Jahren verheiratet, Can war ein absolutes Wunschkind. Die Schwangerschaft war wunderschön, ohne Beschwerden und Probleme. Ich erinnere mich noch gerne an meine Babyshowerparty und die Zeit der absoluten Unbeschwertheit und Vorfreude auf das Muttersein. In der 37. Schwangerschaftswoche hatten wir in Unna einen Kreißsaal-Besichtigungstermin. Im Anschluss meinte die Ärztin vor Ort zu mir: ‘Frau Durmaz, wo Sie gerade schon mal hier sind, lassen Sie uns doch kurz die Formalitäten machen und einen schnellen Blick auf Ihr Baby werfen.‘ Sie machte den Ultraschall und wirkte plötzlich ganz ernst. Der dazu gerufene Arzt bat mich, gleich am nächsten Tag einen Spezialisten in Hamm aufzusuchen. Unendliche Stunden voller Ungewissheit lagen nun vor Melike und ihrer Familie. Warum waren alle so ernst und warum sollte sie gleich am nächsten Tag einen Spezialisten aufsuchen?

Am nächsten Tag bin ich dann mit meinem Mann zu dem Spezialisten nach Hamm gefahren. In der Klinik angekommen, standen bei der Untersuchung alle möglichen Ärzte um mich herum und sagten was von HLHS und Hypoplastischem Linksherzsyndrom und ich konnte nur erahnen, was sie meinten. Bis heute geht mir der Satz, den einer der Ärzte dann zu mir sagte, nicht aus dem Kopf: ‘Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Sohn schwer krank ist‘. Dieser Satz war wie ein Schlag für mich.

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich dann erstmal ganz lange auf den Treppenstufen der Klinik gesessen und nur noch geweint habe. Abends kam dann unsere gesamte Familie zusammen. Neben meiner Mama und meinem Mann habe ich noch drei Schwestern, zwei Schwager und einen Neffen. Alle waren da und haben mir und meinem Mann Zuspruch und Zuversicht gegeben, aber für mich war das der traurigste Tag in meinem Leben.

Kurz darauf folgte auch schon der Termin in der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin, bei Dr. Stressig, einem Spezialisten für Pränatal Diagnostik. Er empfahl mir, in der Klinik in Holweide zu entbinden und danach ins Ronald McDonald Haus einzuziehen und versprach mir, dass ich hier auf Eltern treffen würde, die unser Schicksal teilen.

Danach begann eine richtige Odyssee, der Entbindungstermin in Holweide konnte nicht stattfinden, weil sich jemand vertan hatte und so zog eine Sache die andere hinterher. Ich war total fertig mit den Nerven und beschloss zusammen mit meiner Mama nach Bochum zu meiner Schwester zu fahren und mich ein paar Tage zu erholen. Kaum in Bochum angekommen, setzten die Wehen ein und Can wurde am 8. November 2018 geboren. Am 12. November 2018 zog ich dann im Ronald McDonald Haus ein. In den ersten Tagen fühlte ich mich fremd und war total verunsichert. Später lernte ich dann eine junge türkische Frau kennen, Feyza, ebenfalls 27 Jahre. Wir mussten uns erstmal annähern, aber letztlich haben wir uns angefreundet und viel Zeit miteinander verbracht. Außerdem war meine Familie immer abwechselnd an meiner Seite. Meine Mama wohnt zusammen mit mir hier, während mein Mann arbeitet. Er kommt immer an den Wochenenden her. Meine Mama ist ein echter Sonnenschein. Sie kocht, wäscht, putzt und tröstet mich. Sie ist immer für mich da.‘

Melikes Familie ist es wichtig immer an ihrer Seite zu sein und so ist Melike in den ganzen Monaten nur wenige Tage allein hier im Haus gewesen. “Die Nähe und Unterstützung meiner Familie tut mir so wahnsinnig gut. Zu wissen, dass sie immer an Can´s und meiner Seite sind, ist wahnsinnig schön. Die Nähe meiner Familie ermöglicht mir die Nähe zu meinem Sohn. Jetzt sind wir schon 110 Tage hier und noch ist kein Ende in Sicht. Ich versuche mich immer wieder abzulenken und Kraft zu schöpfen. Hier habe ich angefangen zu laufen und meine Arbeit im Bereich der Bildungswissenschaften geschrieben, aber das kann ich nur, weil meine Familie immer an meiner Seite ist.“

Während Melike erzählt, schaut ihre Mama Feride sie immer wieder aufmunternd an. “Mein Herz schmerzt, wenn ich meine Tochter leiden sehe, die Angst um Can wächst von Tag zu Tag, er hat schon so viele Eingriffe hinter sich und noch so viele Eingriffe vor sich“, sagt Oma Feride. “Wenn ich mal kurz nach Hause fahre, um dort nach dem Rechten zu sehen, dann vermisse ich ihn gleich schon. Ich versuche Melike immer zu entlasten, übernehme auch mal die Krankenhausbesuche und dann turne ich mit ihm“, sagt sie lächelnd.

Wir wünschen Melike, ihrem Mann Enver und dem gemeinsamen Sohn Can alles Gute und dass ihre liebevolle Familie immer an ihrer Seite ist.

01.03.2019

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