Ein Wunsch, der in Erfüllung ging – Ronald McDonald Haus Sankt Augustin
MDK mdk-logo

>Ich möchte einmal mit meinem Bruder Fahrrad fahren!< – ein Wunsch, der in Erfüllung ging

Familie Betten war weit gereist mit Cedric, damit er im Jahr 2016 mit 11 Jahren von einem der Spezialisten in der Kinderklinik in Sankt Augustin am Fuß operiert werden konnte. >Das war das Beste, was wir machen konnten<, sprudelt es aus Fabienne Betten, seiner Mama, noch heute heraus! Obwohl das auch hieß, dass für Gipskontrolle und jährlichen Check eine Fahrtstrecke von über 350 Kilometern aus dem hohen Norden von der Nordsee bis ins Rheinland notwendig war. Umso mehr genoss es die Familie, die damals mit der kleinen Tochter Ida angereist war, Zeit in der Oase zu verbringen.

Die Oase ist das Verwöhncafé der McDonalds Kinderhilfestiftung. Es ist ein bunter Ort, wo der Name Programm ist. In der Oase sieht nichts nach Klinik aus – im Gegenteil, es ist eine Mischung aus Lounge, Café und Spieleparadies mit Sonnendeck. Nicht nur das Waffeleisen strahlt Wärme aus, auch die ehrenamtlichen Helferinnen, die Kuchen backen, Kaffee kochen und Geschichten erzählen oder einfach nur zuhören. >Meine Tochter hat zugeguckt beim Backen<, berichtet Fabienne Betten begeistert. >Das war für uns immer eine schöne Sache, auch bei den Kontrollterminen! Was da geboten wird von Ehrenamtlichen, Hut ab!< meint Frau Betten, die selbst einiges zu stemmen hat, und das tagtäglich. Denn sie ist mit Leib und Seele Mama und scheut keine Mühen, um Cedric, ihrem Sohn eine tolle Zeit und gute Entwicklung zu ermöglichen und dabei auch Ida im Blick zu haben, damit auch sie auf ihre Kosten kommt.

Cedric kam mit einer seltenen Genbesonderheit zur Welt, deren Folge man als >Angelman Syndrom< bezeichnet. Es ist relativ selten und von daher nicht so sehr bekannt. Kinder mit diesem Syndrom sind körperlich und geistig in ihrer Entwicklung eingeschränkt. Aufgefallen ist es, weil Cedric so ganz besonders freundlich wirkte bei einer medizinischen Untersuchung – denn das ist eines der typischen Kennzeichen. In der Regel lernen diese Kinder drei Worte,< erklärt mir Fabienne. Sie berichtet, dass Cedric inzwischen sogar einen Wortschatz von 17 Worten beherrscht: von >Mama<, >Papa<, >Oma< und >Opa< sagt er etwas, das wie >Ida< klingt, der Name seiner 9 Jahre jüngeren Schwester. Eher überraschend beherrscht er auch das Wort >Bagger<, obwohl er die gar nicht so sehr mag wie Dampfloks. Nicht zu vergessen >lecker< und was vielleicht ein Lebensmotto der Familie ist: >Geht doch!< Dabei müsste es eigentlich heißen: >Fährt doch!< Denn Cedric ist tatsächlich unter die Radfahrer gegangen! Richtig toll! Seit einigen Jahren fährt er mit seinem Liegerad gemeinsam mit seiner Familie durch Wind und Wetter. >Wir sind gute Radfahrer<, lacht Fabienne. Dass sie das mit Ida gemeinsam genießen kann, ist alles andere als selbstverständlich.

Erst später im Interview verrät sie, dass Cedrics kleine Schwester Ida einen innigen Wunsch hatte, als sie noch ganz klein war: >Ich möchte so gerne EINMAL mit meinem Bruder Fahrradfahren!<

Niemand konnte damals ahnen, dass Cedric mit Mama und Ida gemeinsam nun regelmäßig am SOLOCharity Race teilnimmt und kräftig in die Pedale tritt, um Spendengelder für die Oase und für das Ronald McDonald Haus in Sankt Augustin zu >erstrampeln<. Der SOLOCharity Race ist eine bundesweite Spendenaktion für alle Oasen und Ronald McDonald Häuser, die Eltern erkrankter Kinder Apartments in direkter Nachbarschaft zu Kinderkliniken bieten. In diesem Jahr ist Familie Betten zum vierten Mal gestartet, denn trotz der Entfernung, fühlen sie sich so sehr verbunden mit der Oase und Sankt Augustin. In diesem Jahr konnte Cedric leider nicht selbst in die Pedale treten und nahm im Rollstuhl oder im Liegerad teil. Vermutlich half auch hier sein Motto: >Geht doch<. Die Familie ist einfach nicht zu bremsen! Das hat alle so sehr gerührt, dass Cedric das Trikot der Herzen gewonnen hat. Er trägt es mit großer Freude! Das Trikot der Herzen kann Cedric auch mit vollem Stolz tragen: Die gewählte Route war ca. 54 Kilometer lang, was Frau Betten erst auf Nachfrage verriet. Unterwegs gab es einen Stopp bei der Lieblingseisdiele der Geschwister, dann ging es nach Aurich, wo die Oma mit dem Mittagessen wartete und auf dem Rückweg legten die drei noch eine Pause ein beim >Cafe unterm Segel.< Dort konnten alle ihre Energiereserven mit einem Stück Kuchen wieder auffüllen. Cedrics Fazit mit einem breiten Lächeln im Gesicht: >Lecker!<

Die Familie hilft mit ihrem jährlichen Engagement unermüdlich, die Oase zu unterstützen. Sie selbst wissen, wie sehr auch kleine Beträge helfen können. Da die Krankenkasse die Finanzierung des Spezialrads für Cedric nach einem jahrelangen Hin und Her abgelehnt hatte, stellte die Familie kurzerhand eine Spardose zuhause auf. Und jeder, der kam und Lust hatte, konnte etwas reinwerfen für Cedrics Fahrrad. Auch wenn ein Spielzeug verkauft wurde oder Ähnliches – immer landete alles in der Dose, um sich eines Tages den Traum vom Radfahren erfüllen zu können. Irgendwann war es dann soweit und Cedric bekam seinen eigenen Liege-Drahtesel. Den hat er in sein Herz geschlossen und radelt nun schon seit 10 Jahren damit durchs plattdeutsche Land, durch Wiesen und Felder und an Straßen entlang. Seit neuestem radelt er im Trikot der Herzen. Mama Betten scheint sich genauso darüber zu freuen wie ihr Sohn: >Cedric liebt Trikots!< erzählt sie enthusiastisch. >Bisher war das 1. FC Bayern München Trikot sein Favorit, aber nun hat er ein neues Lieblingstrikot!“ Darüber freuen wir uns in Sankt Augustin alle sehr und freuen uns schon auf nächstes Jahr!

Übrigens, für diejenigen, die es interessiert, wie Cedric es schaffen konnte, so viele Wörter zu lernen: Fabienne Betten erzählte begeistert von >bewegter Logopädie< als Therapie. Das klingt vielleicht im ersten Moment eher langweilig, aber nur, wenn man nicht weiß, was genau sich dahinter verbirgt. Diese Form der Therapie, für die die Familie extra ins Allgäu fuhr, ist nicht nur sehr anstrengend, sondern offensichtlich auch sehr wirksam, jedenfalls war sie das bei Cedric! Mutig wie er ist, trainierte er während der Therapie vormittags sein Sprachvermögen auf einem Pferd und nachmittags dann in der Praxis. So machte er gemeinsam mit Pferd und Therapeutin riesengroße Fortschritte. Er lernte, was laut Mediziner-Meinung kaum möglich erschien: 17 Worte! >Geht doch!<

07.11.24