117 Tage Hoffnung, Bangen und Zuversicht – Ronald McDonald Haus und Oase Passau
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Ronald McDonald Haus und Oase
Passau

Mathilda halten wir in den Armen, Marlene hält die Opas im Himmel auf Trab.

 

Constanze und Stephan Grandl erzählen ihre ganz persönliche Familiengeschichte. Eine Geschichte voller Auf und Abs. Voller Hoffnung, voller Angst und voller Zuversicht.

Familie Grandl hat mit einer privaten Spendenaktion 3.200,- Euro gesammelt. DANKE!
Nach 117 Tage durften die Grandls unser Haus verlassen!

Die Geschichte der Familie Grandl hat uns wie so viele Schicksale hier im Ronald McDonald Haus sehr berührt. Constanze Grandl hat es uns ermöglicht Ihnen allen ihre ganz persönliche Geschichte lesen zu lassen. Dafür sind wir sehr dankbar. Nehmen Sie sich dafür einen kurzen Moment Zeit...

 

Mathilda halten wir in den Armen, Marlene hält die Opas im Himmel auf Trab.

Unsere ganz persönliche Familiengeschichte

Die erste Schwangerschaft, das erste Mal Mama und Papa sein, das erste Mal eine eigene Familie zu gründen. Gedanken, die für uns alle normalerweise von Vorfreude gekennzeichnet und von Glückseligkeit kaum mehr zu übertreffen sind. So erging es auch mir und meinem Mann Stephan. Nachdem wir uns bei der ersten Untersuchung schon so riesig über einen sichtbaren Embryo freuten, war die Freude kaum zu übertreffen als ein zweiter Embryo am Ultraschall zu sehen war. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn schon bei der ersten Pränataldiagnostik in Passau war eine dickere Nackenfalte bei einem der Kinder erkennbar. Nach einem weiteren Test konnten wir jedoch aufatmen, denn eine Chromosomenstörung konnte ausgeschlossen werden. Jedoch die Möglichkeit auf ein Twin-Twin Syndrom, dass bei Zwillingen häufig auftreten kann, stand noch im Raum. Doch die Information, dass ich zwei Mädchen unter meinem Herzen trug, entschädigte in Windeseile für Vieles.

Aber auch dieses Mal durften mein Mann Stephan und ich unser Glück nur für einen kurzen Moment >in Händen halten<, denn bereits bei der zweiten Pränataldiagnostik war zu erkennen, dass der verkürzte Gebärmutterhals und die falsch platzierten Blutgefäße das Leben unserer kleinen Mädchen gefährden würden. So entschlossen die Ärzte unsere Kinder mittels Kaiserschnitts zu holen. Die große Schwester, Mathilda, blickte am 13.04. um 12 Uhr Mittag mit 720 Gramm das Licht der Welt, dicht gefolgt von Marlene, die nur zwei Minuten später und mit 10 Gramm mehr ins Leben startete.

Bereits am nächsten Tag bekamen wir die Info, dass Mathilda sich einer Darm-OP unterziehen müsse. Für uns als Eltern war es kaum vorstellbar an diesem kleinen Menschen schon operieren zu können. Doch es kam noch dramatischer. Denn bei Marlene wurde das NEC-Syndrom diagnostiziert und eine Not-OP war nötig. Die Chancen standen zunächst sehr schlecht, dass unser kleines Mädchen diesen Eingriff gut überstehen würde. Doch es bestand eine minimale Hoffnung, dass der Darm heilen könne. Die Zeit des Hoffens, des Bangens und des Betens begann. Zwei Tage später erfolgte der Eingriff bei Mathilda, die diese Operation sehr gut überstand – ein kleiner, kurzer Lichtblick für uns Eltern.

Doch eine Woche nachdem wir Eltern von zwei Mädchen geworden waren, stand unsere Welt still. Bei Marlene wurde bei der zweiten OP am Darm festgestellt, dass dieser zur Gänze abgestorben war und wir uns von unserem Schatz nach so kurzer Zeit wieder verabschieden mussten. Wir hielten sie in ihren letzten Atemzügen in unseren Händen und mussten sie voller Schmerz und unermesslicher Liebe verabschieden. Wir durften sie noch baden und auch ein Sternenfotograf hielt diese traurigen, aber wichtigen Momente für unsere Familiengeschichte auf Bildern fest.

Wir sind überzeugt, dass Marlene ihr Leuchten und ihre Energie ihrer großen Schwester hier auf Erden zurückgelassen hat und sie nun als großer Schutzengel mit ihren Opas im Himmel über uns alle wacht. Das muss auch so sein, denn schon einen Tag nachdem Marlene verstorben war, bekam Mathilda eine Sepsis und auch ihr Leben hing am seidenen Faden. In der Zwischenzeit mussten wir den Abschied von Marlene planen und fanden hierfür einen wunderbaren Ort unter einem wunderschönen Baum im Lichterwald, nur wenige Kilometer von unserem Zuhause entfernt.

Bei Mathilda konnten wir Gott sei Dank nach einer Woche aufatmen und die Reise, die insgesamt über 100 Tage dauerte, begann. Nach 10,5 Wochen Intensivstation durften wir auf den Sonnenbereich der Elternbaby-Station wechseln – hier werden dann nur noch >große< und fast gesunde Babies behandelt – wir fühlten uns fast wie bei der Einschulung: Mathilda wurde endlich zu den >Großen< gezählt. WOW!

Nach vielen Wochen Geduld und Heranwachsen-Sehen mussten wir noch einen kleinen Rückschlag hinnehmen. Es wurde eine kleine Fehlbildung am Auge festgestellt, dazu mussten wir für 3 Wochen nach München. Hier war leider kein Ronald McDonald Haus an die Klinik angeschlossen und auch die festgelegten Besucherzeiten machten es für uns Eltern schwer, dort als Familie zusammenzuleben. Umso größer war die Freude als wir nach dieser Zeit wieder nach Passau zurückverlegt wurden und die letzten Untersuchungen hier absolvieren konnten.

Während all dieser Zeit, den vielen Auf und Abs, dem Freud und dem Leid, konnten wir als Familie vereint bleiben, denn nur wenige Schritte von der Intensivstation entfernt, konnten wir im Ronald McDonald Haus in einem Apartment wohnen bis wir nach 117 Tagen den letzten Koffer aus dem Zimmer holten, unsere kleine Mathilda ins MaxiCosi packten und die Heimreise antraten. Nun durfte endlich unser ganz normaler Familienalltag beginnen.

Mit unserer Geschichte möchten wir Ihnen stellvertretend für alle Familien, die im Ronald McDonald Haus Passau ein Zuhause auf Zeit finden, DANKE sagen. Danke für Ihre Unterstützung, Danke für alle Ihre Spenden und dass Sie so spürbar uns allen in unserer schwersten Zeit mit Ihrem Engagement zur Seite stehen.

DANKE von ganzem Herzen!

Ihre Familie Grandl

12.12.23