Der Koffer ist gepackt, der morgendliche Coronatest bestanden und die Sonne scheint! Perfektes Setting für meine erste Sternfahrt! Aus allen Richtungen reisen heute die verschiedensten Menschen nach Berlin – und eines haben sie gemein mit mir: Sie alle arbeiten ehrenamtlich für die McDonald‘s Kinderhilfe Stiftung. Sie helfen regelmäßig in einem der 22 Ronald McDonald Häusern oder in einer der sechs Oasen der Stiftung. Viele von ihnen bringen nicht nur gute Laune, sondern auch viel Erfahrung mit. Für mich jedoch ist es die erste Sternfahrt – Premiere! Und zugleich ein dickes Jubiläum der Stiftung, die seit 35 Jahren in Deutschland wirkt.
Alle Ehrenamtlichen sind einmal im Jahr eingeladen, gemeinsam zu reisen, sich gemeinsam in Workshops frei nach Interessen fortzubilden, sich zu begegnen, auszutauschen und einfach Spaß zu haben – es sich gut gehen zu lassen und sich selbst um nichts, aber auch rein gar nichts zu kümmern, außer zu atmen. Das habe ich sehr genossen! Die Stiftung hat wirklich ein tolles Event und vielfältiges Programm organisiert und alles im Vorfeld liebevoll gestaltet – vom Reiselunchpaket vom Haus über das individuelle Programm im Namensschild, den Gaumenschmaus an jeder Ecke und in jeder Pause bis hin zum Partyaccessoire vor Ort – vielen herzlichen Dank dafür!
Passend zum runden Geburtstag des Konzepts der Sternfahrt stand das diesjährige Event und vor allem der Galaabend am Samstag unter dem Motto der „Golden Twenties“. Wir alle waren eingeladen, ein zum Motto passendes Outfit mitzubringen. Okay, das war die erste Herausforderung, die es im Vorfeld der Sternfahrt für mich zu meistern galt. Mein Kleiderschrank gab nichts in dieser Richtung her. Nichts Goldenes und auch nichts aus den Zwanzigern – zumindest nicht aus dem vorigen Jahrhundert! Zur Beruhigung der Gäste gab die Stiftung glücklicherweise den Tipp, dass man in jeglichem gerne feierlichen Outfit kommen könne und jede und jeder vor Ort noch ein goldenes Accessoire erhalten werde, mit dem man sich an dem Abend präsentieren könne.
Dennoch, mein Ehrgeiz war geweckt, schließlich war kurz zuvor noch der Rheinauenflohmarkt. Aber wie es so ist, wenn man etwas Bestimmtes auf einem Flohmarkt sucht, dann versteckt es sich meist besonders gut. So richtig fündig bin ich nicht geworden. Aber immerhin hatte ich ein goldenes Tuch in Form eines sehr schmalen glänzenden Schals, keine Ahnung, was das mal gewesen war, gefunden – „irgendwie so eine Art Frauenkrawatte“, was ja zum adrogynen 20er-Jahre-Style passt, dachte ich mir und ergatterte es für einen Euro. Damit stand mein Outfit: „Schwarze Basics und goldenes Textiletwas. Das wird reichen“, dachte ich mir zufrieden – völlig ahnungslos, welchen Einsatz die anderen Teilnehmenden für ihr Gala-Outfit am Samstag bereits geleistet und gut im Trolley verpackt hatten.
Ich konnte meinen Augen kaum trauen, wie sie am nächsten Abend alle aus ihren Zimmern, aus den Aufzügen und Treppenhäusern durchs Foyer schwebten mit einer Aura von Marlene Dietrich und guten alten Zeiten um sich herum. Frisch gestylt im Stil der Goldenen Zwanziger Jahre. Unvorstellbar – auch die Sankt Augustiner Truppe war ein einziger Augenschmaus! Oliver und Ines zum Beispiel im Partnerlook im Dandy Style mit Hemd und Hosenträgern und Ines mit perfekt gegeltem Haar. Auch Pepe und Bettina wuchsen über sich hinaus: mit Zylinder und im Charleston Kleid einfach mal auf dem Stuhl tanzend. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und unsere tollen Assistentinnen, die uns aufgeregte Ehrenamtlichen so chaoserfahren und in aller Seelenruhe durch das gesamte Wochenende manövrierten, bestachen auch optisch: Caro im edel-dunkelgrünen Flapperkleid und Laura mit ihren goldenen Punkten. Einfach wunderschön!
Es wurden Stirnbänder mit Federn ausgeführt und lange Ketten getragen – als würde man immer so herumlaufen. Herrlich! Urplötzlich fühlte ich mich etwas underdressed, gemeinsam mit Bernadette aus unserer Gruppe, die etwas geknickt war: Sie hatte ihr perfektes traumhaftes Abendkleid zuhause liegen lassen. Aber das alles spielte keine Rolle: Die Strahlkraft der anderen reichte drei Mal für alle, die sich etwas zurückhaltender gekleidet hatten oder improvisieren mussten. Und so wurde es ein wundervoller ausgelassener Abend mit tollem Essen, Live Chansons mit überraschend frivolen Texten aus der damaligen Zeit und einem DJ, der von der ersten Sekunde an von den party- und tanzfreudigen Damen und Herren quasi überrannt wurde. Ich wage zu behaupten: Nie hatte es ein DJ leichter, die Gäste auf die Tanzfläche zu locken. Denn die anderen berichteten mir, dass samstags immer wild und ausdauernd getanzt wird. Egal ob jung, ob alt… bis in die frühen Morgenstunden rockte die später dann immer kleiner werdende Gruppe den Saal. Rosi und Verena vertraten dabei die Sankt Augustiner Tanzehre in besonderer Weise. Hut ab!
Natürlich ist Feiern wichtig und nach coronabedingter Pause – zwei Jahre lang fand die Sternfahrt virtuell und 100% virenfrei statt – haben es die 320 anwesenden Ehrenamtlichen (von insgesamt 703 Menschen, die sich ehrenamtlich für die Stiftung engagieren) offensichtlich sehr genossen – auch den ersten Abend mit Abendessen und feinen Getränken am Spreeufer. Die Terrasse des Spindler & Klatt wurde im Sonnenuntergang zu unserer persönlichen Oase mitten im Hauptstadttrubel. Die beiden festlichen Abende boten einen würdigen Rahmen, um all die Ehrenamtlichen, die ein Dienstjubiläum zu feiern hatten, persönlich zu ehren. Für ihr nun schon fünfjährigen Einsatz erhielten Pepe und Bettina vom Kinderhilfe-Vorstand, Adrian Köstler, zurecht ihre Auszeichnung und unseren Applaus!
Das ganze Wochenende war vollgepackt mit den verschiedensten Fortbildungsmöglichkeiten. Workshops boten uns nicht nur Räume, sondern vor allem ausgewählte Expertinnen und Experten, um neue Fähigkeiten auszuprobieren, die an der ein oder anderen Stelle im Haus- oder Oasenalltag nützlich sein können: Während sich die professionellen Kräfte (die Assistentinnen) mit Themen wie Datenschutz und Erster Hilfe auseinandersetzen mussten, durften die anderen Teilnehmenden quasi passend zur Location Berlin „frei Schnauze“ wählen. Mit im Angebot waren unter anderem die Gestaltung von Pflanzenbildern, Akkupressur zur Stressbewältigung und Selbsthilfe, Kalligrafie und Handlettering und vieles, vieles mehr.
Bei der Abschlussveranstaltung bekamen alle vor der Fahrt nach Hause noch Inspiration und Motivation mit auf den Weg: Ideen und Strategien für herausfordernde Zeiten verriet uns der Zukunftsforscher Prof. Dr. Eckard Minx. Durch die gemeinsame Erfahrung waren wir alle – egal aus welchem Haus und welcher Oase – an diesem Wochenende in unserem Sein und Wirken verbunden. Und so wie alle sternförmig zusammengereist waren am Freitag, so strömten wir beflügelt und mit neuer Energie strahlenförmig wieder auseinander. Wir alle hoffen vermutlich, irgendwie nun in Haus und Oase ein wenig weiterzuleuchten – damit auch die Eltern und Kinder etwas von diesem schönen Event haben! Und nicht zuletzt auch die Hausleitungen, die verantwortungsvoll am Standort bleiben mussten, da immer jemand gebraucht wird, der zur Stelle ist. Danke Sabine an dieser Stelle - im Namen von uns allen, die nach Berlin reisen durften!
14.09.2022