Mehr als zwei Monate wohnte die Familie des kleinen Philipp im Ronald McDonald Haus und Oase Köln. Hier fanden Mama, Papa und seine große Schwester Amelie ein wahres Zuhause auf Zeit, während sie Philipp im Kinderkrankenhaus nebenan in besten Händen wussten.
Lachend klopft Amelie an die Bürotür und streckt ihre flache Hand aus, als Mitarbeiterin Iris ihr öffnet: High five! So viel Lebensfreude steckt in diesem Mädchen, dass niemand ahnen würde, dass ihr kleiner Bruder Philipp gleich nebenan im Krankenhaus liegt. Zusammen mit ihren Eltern Sabrina und Markus ist die Zweijährige in ihr Zuhause auf Zeit gezogen. Es ermöglicht ihr, endlich mal wieder beide Elternteile um sich zu haben, weil nicht immer jemand wegmuss, um ins Krankenhaus zu fahren. >Philipp war in Köln ja nur 50 Meter Luftlinie von uns entfernt<, erzählt Papa Markus.
Kurze Wege zur Klinik
Das war für die Familie aus Wetzlar lange anders. Schon in der Schwangerschaft mit Philipp gab es Auffälligkeiten. Er kam dann mit einer Speiseröhrenfehlbildung und einem Herzfehler zur Welt. Um nah bei ihm im Krankenhaus sein zu können, pendelten seine Eltern vier ganze Monate lang: >Wir wechselten uns ab, einer blieb bei Amelie und einer fuhr in die Klinik.< Erst mit Philipps Verlegung in die Kölner Kinderklinik und dem Einzug ins Ronald McDonald Haus waren für die Familie wieder gemeinsame Mahlzeiten möglich. >Schon mit den ersten Schritten ins Elternhaus fiel eine Last von uns ab<, erzählt Markus. >Es wurde an alles gedacht, uns wurde so viel abgenommen, wir konnten so liebe Menschen kennenlernen.<
Gemeinsame Momente ...
... mit Menschen, denen es ähnlich ging wie ihnen, die auch um ein Kind bangten, die Sorgen und Nöte, aber auch große Dankbarkeit mit ihnen teilen konnten. Häufig kamen alle in der Gemeinschaftsküche zusammen, während Amelies Eltern ihr Lieblingsessen >Spaghetti ohne alles< zubereiteten. Dazu kamen die schönen Verwöhn-Angebote wie Frühstücke und Abendessen. >Da war einfach so viel Fürsorge, das war absolut nicht selbstverständlich<. Markus’ größtes Highlight bleibt die Gemüselasagne, die das Ehrenamtsteam bei einem Verwöhn-Abendessen für die Familien gekocht hatte.
Ein bisschen Alltag
>Auch, dass wir uns einfach Fahrräder am Elternhaus leihen konnten, um mit Amelie zum Eltern-Kind-Turnen zu fahren, war einfach toll.< Die Entlastung hat zudem Mutter und Vater als Paar wieder näher zusammengebracht, die bis dahin vor allem funktioniert hatten. Philipp durfte 212 Tage nach seiner Geburt zum ersten Mal nach Hause – dieser kleine Mann mit dem süßen Grinsen, der so aufgeweckt sein Mobile anschaut, der Kitzeln am Bauch so mag und auf den für seine Beatmung, für seine Sondenernährung und sein Tracheostoma zu Hause eine 24-Stunden-Betreuung wartete.
Ein lachendes und ein weinendes Auge
Der Abschied im Ronald McDonald Haus war tränenreich, die Ankunft zu Hause aber auch. >Alles war geschmückt, und da standen bestimmt 20 Menschen, um uns zu empfangen.< Eine Wäscheleine mit Babybodys hing vor dem Haus, blaue Luftballons und eine riesige >Herzlich willkommen<-Girlande zierten die Tür. Wie lange hatte die Familie auf diesen Moment gewartet – auf diesen normalen Moment in dieser außergewöhnlichen Situation. Ein Moment, den sie nie vergessen werden, auch wenn sie immer noch gern an ihren Aufenthalt in Köln zurückdenken. Die warme Erinnerung daran wird nur getrübt von dem Gedanken, dass sie sich das Rezept für die köstliche Gemüselasagne noch hätten mitgeben lassen sollen …
10.05.2023