Welch einer Belastung sind unsere Familien tagtäglich ausgesetzt und welch eine Ausdauer zeigen sie, während sie wochen- und sogar monatelang darauf warten, dass ihr Kind wieder gesund wird. Es sind Familien wie die von Mikail. Gerade hat er im Januar 2020 seinen 5. Geburtstag gefeiert, da erleidet er eine Herzschwäche und kommt sofort ins Krankenhaus. Seine Familie zieht ins Ronald McDonald Haus Bad Oeynhausen ein.
Die Familie steht unter Schock, denn der Herzmuskel ist so entzündet, dass nur eine Transplantation helfen kann. Dies bedeutet, Mikail wird an eine Herzunterstützungsmaschine angeschlossen und kann seitdem das Krankenhaus nicht mehr verlassen. Auf die fünfköpfige Familie kommen harte Zeiten zu. Am 15. Februar ziehen die Eltern gemeinsam mit den Schwestern Aliye (13) und Meriyem (11) ins Elternhaus ein - was bedeutet, dass die Familie zu viert in einem Apartment unterkommt. Nicht einfach, denn ab nun heißt es auf engem Raum zusammenhalten und das Beste aus der Situation machen.
Aufgeben ist keine Option!
Die Schwestern werden im Elternhaus von einer Lehrkraft der Klinik unterrichtet, eine Trennung der Familie ist nicht möglich. Alle hoffen und beten, dass Mikail es schaffen und ein Spenderorgan erhalten wird. Sie treffen auf andere Eltern und tauschen sich aus; mit einigen ist die Familie so eng im Kontakt, dass sich wertvolle Freundschaften entwickeln. Das alles tröstet und gibt Halt, was während dieser langen Zeit sehr wichtig ist.
Doch dann verschärft sich durch die Weltlage ihre Situation
Niemand hätte Anfang 2020 mit den Entwicklungen und Auswirkungen der Pandemie gerechnet, und noch immer ist sie das beherrschende Thema. Für die Familie bedeutet das, dass neben der Angst und Sorge um das kranke Kind nun neue Probleme und verschärfte Regeln hinzukommen. Während zu Hause der Alltag rund um Schule, Arbeit und Wohnung im Rahmen der Pandemie weiterläuft, müssen die zwölf Familien im Ronald McDonald Haus unter einem Dach eine Gemeinschaft auf Abstand bilden. Sie können aufgrund der derzeitigen Situation nur eingeschränkt zu ihren Kindern in die Klinik, denn Besuche von Angehörigen sind nicht gestattet. Ist man sonst in angenehmer Gemeinschaft zusammen beim Abendessen oder beim Verwöhn-Frühstück, müssen nun alle auf Abstand gehen. Jeder versorgt sich selbst und nimmt viel Rücksicht auf den anderen.
Die Familien im Haus schlagen sich ganz tapfer, sie machen sich gegenseitig Mut und geben damit auch den Mitarbeitern im Haus viel Optimismus mit. Einem konkreten Herzenswunsch konnten die Klinik und das Elternhaus jedoch nachkommen: Mikail durfte seine Familie an einem sonnigen warmen Tag im September im Ronald McDonald Haus besuchen. Die Familie verbrachte somit einen unbeschwerten Tag außerhalb der Klinik und konnte sich das schenken, was die Medizin nicht kann: Liebe, Zuversicht und Geborgenheit.
Noch immer wartet Mikail auf ein Spenderherz und niemand weiß, wie lange es dauern wird. Wir drücken fest die Daumen und wünschen Mikail und seiner Familie, dass bald alles gut wird!
09.12.20