„Wenn der Lütte drüben abgestöpselt wird, fragt er, gehen wir jetzt nach Hause?“ – Die Möglichkeit, mit ihrem an Leukämie erkrankten Sohn Leander und ihrem Mann im Ronald McDonald Haus gleich neben der Kinderklinik zu wohnen, hat Mama Katharina aus einem schweren Tief geholfen.
Leander kommt heute mit seiner Mama nur zu Besuch ins Elternhaus, denn er war für ein paar Stunden zur Behandlung im Krankenhaus und kann gleich wieder nach Hause, nach Lutherstadt Wittenberg. Der Dreijährige saust ins Büro, sagt „Hallo“ und nimmt dann sofort „sein“ Spielzimmer in Beschlag, denn er hat schließlich vier Wochen hier im Haus gelebt.
Leander geht es gut, tapfer hat er schon anstrengende Therapien im Kampf gegen die Leukämie hinter sich gebracht. Die Zeit seit der Diagnose Ende Oktober erscheint seiner Mutter wie eine Ewigkeit. Jeder einzelne Tag, von der schlimmen Vermutung beim Kinderarzt über schwierige Tage und Nächte in einem Hallenser Krankenhaus bis hin zu den Therapieschritten im HELIOS Klinikum Berlin- Buch, alles hat sich in ihr Gedächtnis eingegraben: der Schock, die Hoffnung, die vielen Fragen. Nach zwei Wochen in der Klinik in Halle erfolgt der Umzug nach Buch, aber vier Wochen später ist die Familie am Ende der Belastbarkeit, vor allem der kleine Leander. Chemos, Schmerzen, Intensivstation, künstliche Ernährung und offene Schleimhäute hatten ihm so zugesetzt, dass er sich verweigerte. Er sprach kein Wort mehr, mit niemandem.
Nachdem die Phase der sogenannten Kittelpflege vorbei war, während der nur die Mutter in Schutzkleidung beim Kind sein durfte, hoffte die Familie, Weihnachten zu Hause verbringen zu können. Doch wegen schlimmer Nebenwirkungen musste Leander in Buch bleiben. Wie sollten die Eltern ihm das erklären? Die Ärzte schlugen vor, dass sie ins Ronald McDonald Haus ziehen sollten und die Behandlung ambulant weitergeführt würde. „Wir ziehen alle gemeinsam in eine kleine Wohnung gleich beim Krankenhaus“, diese Ankündigung seiner Mama akzeptierte der kleine Mann. Seine Mutter erinnert sich, dass sie in der Adventszeit das Elternhaus betraten, das wunderschön geschmückt war. Eine wohlige Atmosphäre umfing sie, und Leander warf sofort ein Auge auf den Spielbereich im Foyer.
Nach wenigen Tagen hatte sich die Familie, nun auch inklusive Papa Christian, eingelebt. Leander fühlte sich wohl, bekam zusehends bessere Laune, sprach wieder und ließ die medizinischen Behandlungen über sich ergehen. Zu Weihnachten waren sogar Oma und Opa beim Gänseessen für die Familien im Haus dabei, und natürlich gab es auch Geschenke. „Fast wie zu Hause“, das Fazit der Familie. „Ohne unser Zuhause auf Zeit wären wir wohl viel länger in dem Tief geblieben, in das wir alle gerutscht waren“, meint die junge Mutter und beobachtet liebevoll ihren spielenden Sohn. Sie werden noch oft hier sein, denn zwei Jahre dauert die Therapie.
05.02.2016