Im Juli 2016 konnten wir unser Glück kaum fassen. Wir haben erfahren, dass sich unser sehnlichster Wunsch erfüllt und wir ein Baby erwarten. Laut errechnetem Termin sollte es am 20.03.2017 soweit sein. Nun ja, so im Nachhinein ist „erwarten“ gut gesagt, denn unser kleiner Schatz hat die Wartezeit letztendlich beträchtlich gekürzt.
An Stelle von 40 Wochen verweilte der kleine Mann nur 26 und 2 Tage in meinem Bauch. Noch im Juli haben wir uns nicht vorstellen können, was noch alles passieren wird. Den Großteil der Schwangerschaft haben wir dann letztendlich nämlich mit der Hoffnung verbracht, dass er noch lange auf sich warten lässt. Schon in der 18. SSW begannen die ersten Komplikationen. Mein Gebärmutterhals musste operativ geschlossen werden und ich mich in der restlichen Zeit der Schwangerschaft ruhig halten bzw. liegen. Fünf Wochen später musste ich dann schon in der Uniklinik HOM aufgenommen werden. Der Gebärmutterhals verkürzte sich leider weiter und der Muttermund öffnete sich bereits. In der 24. SSW hatte ich dann einen vorzeitigen Blasensprung. Von diesem Tag an ging es nur noch darum, dass er sich hoffentlich noch ein bisschen Zeit lässt. Trotz aller Zuversicht und positiver Gedanken kam unser Sohn Philipp schließlich am 14.12.2016 zur Welt. Wir hatten es noch bis zur 26+2 SSW geschafft.
Rückblickend ist dieser Tag der schrecklichste und schönste unseres Lebens zugleich. Schrecklich, weil unser Sohn viel zu früh auf dieser Welt angekommen ist. Mit 835g und 32 cm nur eine Hand voll Leben. Schön, weil es ihm heute gut geht und wir an diesem Tag seine Eltern wurden. Unsere Herzen hat er im Sturm erobert. Unserem kleinen Kämpfer wurden auf seinem Weg ins Leben so viele Steine in den Weg gelegt und Hürden aufgestellt, doch er hat sie alle mit Bravour gemeistert. Gleich nach der Geburt kämpfte Philipp mit einer Blutvergiftung und beidseitigen Hirnblutungen. Heute, mit fast 10 Monaten geht es ihm sehr gut. Aus 835g und 32 cm wurden 6590g und 65cm. Er entwickelt sich hervorragend und ist ein echter Sonnenschein, der jedem sein strahlendes Lächeln schenkt. Nicht zuletzt haben wir die Kraft, um diesen langen und schweren Weg in Homburg mit ihm gehen zu können, im Ronald McDonald Haus geschöpft.
Bereits wenige Tage nach der Geburt, genauer gesagt vom 20.12.2016 bis zum 23.03.2017 konnten wir ein wirkliches Zuhause finden. Ein Zuhause auf Zeit, um unserem kleinen Wunder so nahe wie möglich sein zu können. Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung kann man also sagen, dass wir abends nach einem langen Kliniktag tatsächlich das Gefühl hatten, nach Hause zu kommen. Alle Mitarbeiter, egal, ob hauptamtlich oder ehrenamtlich sind mit viel Herzblut dabei und leisten großartige Arbeit. Wir verbrachten auch Weihnachten und Neujahr im Haus. Das möchte ich besonders hervorheben, da es für mich normalerweise mit die schönste Zeit des Jahres ist. Im Haus war alles liebevoll und weihnachtlich geschmückt. Genau das macht für mich ebenfalls ein Zuhause aus. Durch das gemeinsame Leben im Ronald McDonald Haus hatten wir auch das Glück, andere Eltern kennenzulernen, die uns durch diese schwere Zeit begleitet haben. Ganz tolle Menschen, mit denen wir viel Zeit verbracht haben und die uns sehr ans Herz gewachsen sind. Schwere Zeiten, die man gemeinsam erlebt, verbinden. Wir zogen „allein“ ins Haus und sind mit Freunden gegangen, zu denen wir in regelmäßigem Kontakt stehen und besuchen uns gegenseitig.
Unser Dank gilt von tiefstem Herzen der McDonalds Kinderhilfe und ganz besonders dem Team des Ronald McDonald Haus Homburg! Sie machen tolle und unheimlich wertvolle Arbeit!
07.12.2017