Wenn Charlotta lacht, geht die Sonne auf. Sie ist eine fröhliche und sehr lebhafte kleine Dame, die beim Besuch bei uns im Elternhaus viel zu entdecken hatte. Dass sie noch nicht laufen kann, stört Charlotta dabei wenig. Krabbeln geht normalerweise schon ganz gut, aber bei uns konnte sie auch wunderbar durch die Küche robben. Wenn man Charlotta so voller Energie erlebt, kann man fast nicht glauben, dass ihr Start ins Leben alles andere als unter einem guten Stern stand.
Im Dezember 2016 kam die kleine Charlotta Herrmann im Universitätsklinikum Erlangen zur Welt. Schon seit einem Organultraschall im August wussten ihre Eltern Julia und Tobias, dass ihre kleine Tochter mit einem Herzfehler, einer sogenannten TGA – einer Transposition der großen Arterien geboren werden wird. Die Aorta (die Körperschlagader) und die Pulmonalarterie (die Lungenschlagader) sind dabei vertauscht, sodass der Körper nicht mit Sauerstoff versorgt werden kann. Kinder mit dieser Fehlbildung brauchen bereits kurz nach der Geburt eine lebensrettende Operation.
Schockdiagnose schon während der Schwangerschaft
„Das war ein großer Schock für uns. Ich habe die ersten Tage – ach was, sogar die ersten Wochen nach dieser Nachricht, nur geweint und geweint, mit dem Schicksal gehadert. Alles, was man halt in einer solchen Situation tut“, erzählt Mama Julia. „Meine Cousine wurde vor 30 Jahre im Alter von 10 Monaten aufgrund eines Herzfehlers operiert und verstarb danach. All das kam natürlich sofort wieder bei mir hoch.“ Doch die Ärzte beruhigten sie und die Aussicht, dass ihre Tochter nach einer gelungenen Operation ein völlig normales Lebens führen wird, gab den Eltern neuen Mut. Charlotta kam dann einige Zeit später als geplant auf die Welt. „Sie wollte nicht raus. Und ich wollte sie auch so lange wie möglich behalten. Ich glaube, wir wussten einfach beide, was auf uns zukommt, sobald sie auf der Welt ist“, erinnert sich Julia. Am 13.12.2016 war es dann aber doch soweit. Nach ganz kurzer Zeit bei Mama und Papa musste die Kleine sofort auf die Intensivstation, da die Sauerstoffsättigung zu niedrig war und permanent überwacht werden musste.
Operation direkt nach der Geburt
„Das war eigentlich das Schlimmste. So kurz konnten wir sie nur im Arm halten und mussten sie gleich wieder hergeben“, erzählt Papa Tobias. Charlotta wurde dann wenige Tage nach der Geburt operiert. Ihre Eltern erinnern sich sehr gut an diese Zeit: „Mein Mann und ich sind beide Techniker. Wir wussten, dass bei Charlottas Herz „nur einfach“ alles wieder richtig angeschlossen werden muss und dass die Erfolgsrate bei solchen OPs enorm hoch ist. Und trotzdem wurden wir die Angst nicht los, dass etwas passieren konnte.“ Und tatsächlich gab es dann auch eine Komplikation. Charlotta hatte sich am Tag nach der Operation so schlimm verschluckt, dass ihr Atem aussetzte und sie reanimiert werden musste. Die Ärzte kämpften um ihr Leben, aber glücklicherweise ging alles gut. Von dem Moment an erholte sich Charlotta zusehends. Weihnachten verbrachte die kleine Familie noch im Ronald McDonald Haus, an Silvester aber dann durften sie nach Hause.
Endlich nach Hause
„Die Zeit Zuhause war wunderbar. Wir haben ganz schnell vergessen, dass sie krank ist“, erzählen Mama Julia und Papa Tobias. Und auch heute merkt man der kleinen Charlotta nicht an, was sie alles schon hinter sich hat. „Sogar die Narbe übersehen wir,“ lacht die glückliche Mama. „Kürzlich im Urlaub am Gardasee hat uns jemand gefragt, was Charlotta denn hätte und wir dachten nur, ach ja, unser Kind hatte ja ein Herzproblem.“
Im Moment muss Charlotta zweimal im Jahr zur Nachsorge, doch sie entwickelt sich prächtig.
„Wir sind unheimlich positiv und leben im Hier und Jetzt“, sagen Charlottas Eltern. „Es kann jederzeit und überall etwas passieren. Jetzt geht es uns gut!“ Über die schlimme Zeit mit ihrer Tochter im Krankenhaus sagen sie rückblickend: „Die Gemeinschaft im Ronald McDonald Haus hat uns unheimlich geerdet. Wir wären fast verzweifelt, doch der Austausch und Zusammenhalt mit den anderen betroffenen Eltern hat uns sehr geholfen. Und natürlich, dass wir so nah bei unserem Kind sein konnten. Obwohl Nürnberg ja nicht weit weg von Erlangen ist, hätten wir nicht nach Hause fahren können, während unser Kind hier im Krankenhaus liegt!
Wir wünschen Wirbelwind Charlotta und ihren Eltern alles Gute für die weitere Zukunft!
30.10.2017