Alle vier Wochen haben die Zwillinge Olivia und Patricia „kindergartenfrei“. Zusammen mit ihrer Mutter kommen sie dann nach Erlangen in die Unikinderklinik, wo Olivias Blutwerte überprüft werden. Danach besuchen sie die Oase, ihren „zweiten Kindergarten“. Für Mutter Kerstin sind diese Momente fast „wie ein Tag Urlaub“, haben sie doch aufwühlende Zeiten hinter sich.
Rückblick: Für die Familie passte alles – die Schwestern entwickelten sich prächtig und begannen gerade, für einzelne Mittage einen Waldkindergarten zu besuchen, als sich Olivia im März 2013 von einem Infekt nicht richtig erholte. Das Fieber ging nicht zurück. Nach einem Besuch beim Kinderarzt bat dieser die Mutter, direkt die Koffer zu packen und in die Erlanger Unikinderklinik zu fahren. Dort bestätigte sich der Verdacht auf akute lymphatische Leukämie und die Zweieinhalbjährige bekam gleich in der ersten Nacht schon einige Bluttransfusionen. Gleichzeitig erfolgte eine Kortisontherapie zur Vorbereitung auf die Chemo, die bereits eine Woche nach der Diagnose begann.
Für die ganze Familie änderte sich das Leben auf einen Schlag: Mutter Kerstin und Olivia waren insgesamt sechs Wochen isoliert in einem Zimmer, die Zwillingsschwestern konnten sich währenddessen nur über Skype sehen. Patricia verbrachte die Zeit mit Papa und bei Verwandten. Besonders die Tante und die Großeltern waren für die Familie eine wichtige Stütze in dieser schwierigen Situation. Olivia durfte nicht mal das Patientenzimmer verlassen, war oft müde und schlapp, aber immer tapfer und geduldig. Ihre Mutter tat alles, um das Krankenzimmer, in dem sich beide über Wochen Tag und Nacht aufhielten, möglichst gemütlich aussehen zu lassen: dekoriert wurde mit aus Zeitschriften ausgeschnittenen Bildern und Selbstgebasteltem an Schränken und Fenstern, Büchern und Kassetten auf dem Regal. Olivia genoss es, Geschichten vorgelesen zu bekommen, zu schmusen, Kassetten zu hören oder zu malen. Zum Glück schlug die Chemotherapie gut an!
Nach der letzten Chemo im Januar 2014 konnte Ende Februar endlich auch der dafür angelegte sogenannte Hickman-Katheter entfernt werden. Während dieser OP lernte Mutter Kerstin erstmals die Oase kennen. Sobald es ihrer Tochter besser ging, kam sie mit ihr zusammen her, um hier Kraft zu tanken, zu spielen und auch etwas anderes als das Krankenzimmer zu sehen: „Oase ist genau der richtige Name für diesen Ort“, findet Mutter Kerstin. Nach Olivias Entlassung fuhr die ganze Familie gemeinsam nach Sylt zur Reha. Und seit der Rückkehr wird Olivia hauptsächlich in der Onkologischen Ambulanz der Erlanger Kinderklinik behandelt. Anfangs wöchentlich, inzwischen alle vier Wochen werden dort ihre Blutwerte überprüft.
Zu den Untersuchungen kommt sie stets in Begleitung ihrer Schwester und Mutter. „Da bin ich morgens schon immer sehr angespannt, ob alles passt. Wenn wir dann aber von der onkologischen Abteilung ‚grünes Licht‘ bekommen, genießen wir alle die Zeit in der Oase ganz besonders“, so Kerstin. Mittagessen haben sie immer dabei. Während die Mädchen am liebsten schaukeln, basteln oder sich ein Buch vorlesen lassen, genießt es ihre Mutter, in ihrem turbulenten Alltag ein paar Stunden Ruhe zu haben und sich im Massagesessel verwöhnen zu lassen.
11.01.2017